Impuls zu Pfingsten (C) 2025

Bild Pfingsten 2025 C (c) ejo
Bild Pfingsten 2025 C
Datum:
Do. 5. Juni 2025
Von:
ejo

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe! - Halleluja! 

Impuls zu Pfingsten

 

„Denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden“

Wirklich?

Ich verstehe nur Bahnhof.

Was die da wieder alles reden.

Reden, reden, reden.

Nichts als Worte, immer nur Worte.

Und dann kam einer, der hörte zu,

schaute den Menschen auf‘s Maul

und lernte ihre Sprache.

Und auf einmal hörte ihn jeder

in seiner Sprache reden.

 

Gebet

Gott, an Pfingsten feiern wir dein Sprachwunder, das du wirkst. Lass dieses Wunder immer mehr Raum in uns finden, damit wir hören und verstehen, sprechen und ansprechen.

 

Segen

Gott segne dein Sprechen,

damit du Mut zum Hören hast.

Gott segne dein Reden,

dass du darüber sprichst, was der Geist in deinem Herzen bewirkt.

Gott segne dein Verkünden,

dass er in dir sei und dich erfülle.

 

(Predigt-)Impuls zu Pfingsten

Es ist schon ein traditioneller Schrecken der allermeisten Lektor*innen, die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte: „Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin,“

Die Länder und Sprachen, von denen der Schreiber der Apostelgeschichte, hier berichtet, sind für uns meist „böhmische Dörfer“, zum Teil unbekannt und fremdartig.

Und die sollen sich alle untereinander verstehen? Wie soll das gehen?

Oft denke ich mir, brauchen wir gar nicht so weit zu reisen. Schon in unserem nächsten Umfeld wird oft von „böhmischen Dörfern“ gesprochen oder eben in diesen fremdartigen Sprachen, sei es, dass uns ein besonders gelehrter Arzt eine Diagnose mitteilt oder ein computeraffiner Mitmensch uns bestimmte Zusammenhänge erklären will. Jeder Fachbereich hat bei uns mittlerweile seine ganz spezielle Sprache. Das ist in der Kirche nicht anders. Wenn ich da an so manche Gebete denke, dann brauche ich auch schon bald eine Dolmetscherin. Manchmal frage ich mich, warum wir solche Fachsprachen gebrauchen. Sicherlich, es gibt Zusammenhänge, die ich mit einem Fachbegriff schneller ausdrücken kann, als ihn langwierig zu umschreiben. Aber vielfach ist es so, dass ich mich mit meiner Fachsprache abgrenze und andere ausgrenze. Mir fällt da sofort die kleine Geschichte im Stoffgeschäft ein, in dem ich nach einem Stoff für eine Stola fragte, der in seinem Fachgebiet sehr bewanderte Verkäufer aber meinte, ich suchte Stoff für ein Messgewand, eine Kasel. Nach längerem Hin und Her meinte er dann: „Bei dem Stoff kann der Pastor sich doch gar nicht bewegen. Da sieht er direkt aus wie der Gekreuzigte.“ Ein schallendes Lachen meinerseits folgte und ich schämte mich, weil ich mit meinem Fachbegriff den Verkäufer total überfordert hatte.

Das ist noch lustig, aber wenn es wirklich um Verständigung geht, wenn es darum geht, dass Dinge, die elementar wichtig sind, so verschlüsselt werden, dass sie nur noch einem ganz kleinen Kreis etwas sagen, dann wird das mehr wie problematisch.

Von daher ist das Pfingstwunder der Sprache nicht zu unterschätzen. Es ist nicht das dramatische Brausen des Sturmes, nicht die Aufsehen erregende Inszenierung des Feuers, sondern das leise Säuseln des Zuhörens, des Hinhörens und des Emphatisch-Werdens mit den Menschen, die mir etwas sagen wollen und denen ich etwas verkünden darf, nicht von oben herab, sondern weil ich ihnen vielleicht etwas zu sagen habe, was sie tröstet, aufbaut und froh werden lässt.

So ein Pfingstwunder wünsche ich der Welt, den Fachwelten und nicht zuletzt unserer Kirche, dass wir wieder sprachfähig werden und über die Fachbegriffe von „Gemeinschaft der Gemeinden“ „Pastoraler Raum“ „Orte von Kirche“ den nicht vergessen, der den Menschen zugehört hat und ihnen neues Leben einhauchte.