Am 7. November 2025 war es so weit: Der David mit der Harfe kehrte nach langer Zeit wieder an seinen Platz auf dem Rückpositiv der historischen Balthasar-König-Orgel von 1727 zurück. Damit ging für Hans Peter Göttgens ein Herzenswunsch in Erfüllung, der ihn seit über vierzig Jahren begleitet hatte – die Rückkehr des David an die Orgel.
Zu seinem 90. Geburtstag bat Herr Göttgens seine Gäste, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen für die Anfertigung einer neuen Davidfigur zu spenden. So kam knapp die Hälfte der Anschaffungskosten zusammen. Den Restbetrag übernahm der Jubilar dann selbst. Dank dieser großzügigen Geste konnte er kurz nach seinem Ehrentag den Auftrag vergeben: Ein Holzschnitzer aus Südtirol fertigte die Figur des König David mit großer handwerklicher Kunst und feinem Gespür für Ausdruck und Symbolik. Die Montage übernahmen der Orgelbauer Christoph Morschäuser sowie die Auszubildende im letzten Lehrjahr Mio Choki, von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal/Eifel, die die Figur schließlich an ihrem angestammten Platz befestigten.
David – Musiker, Dichter und König
König David wird traditionell mit einer Harfe dargestellt – Sinnbild seiner musikalischen Begabung und seines poetischen Schaffens. David galt als begnadeter Sänger und Harfenspieler, dessen Psalmen – die sogenannten Davidpsalmen – bis heute das liturgische und kulturelle Leben prägen.
Sein Lebensweg war von beeindruckender Vielfalt: Vom schlichten Schäfer auf den Weiden Israels wurde er durch den legendären Sieg über Goliath berühmt und später zum ersten König über Juda und Israel gekrönt. David lebte etwa 1000 Jahre vor Christus und starb im Alter von 70 Jahren. Seine Gestalt vereint die Tugenden von Mut, Demut und schöpferischer Inspiration – Eigenschaften, die ihn bis heute zu einer Symbolfigur für geistliche Musik machen.
Historische Bezüge und Wiederentdeckung
Der Gedanke, David wieder auf das Rückpositiv zu setzen, hat eine tiefere historische Grundlage. Im elften Band der Reihe „Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden“ von Paul Clemens (1932) findet sich auf Seite 401 eine bemerkenswerte Beschreibung:
„Vom plastischen Schmuck sind auf dem kleinen Orgelteil (Rückpositiv) die Figuren des harfespielenden König David, entstanden aus einer spätgotischen ausdrucksvollen Apostelfigur, und die posaunenblasenden Engel zu erwähnen.“
Während die Engel seit der Renovierung im Jahr 1981 auf den beiden Pedaltürmen stehen, belegt ein altes Foto im genannten Kunstband eindeutig, dass auch in Steinfeld einst ein David auf dem Rückpositiv stand.
Diese historische Spur war für Hans Peter Göttgens der entscheidende Anstoß, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und die Figur des König David – als Symbol der Musik, des Glaubens und der Inspiration – an ihren angestammten Platz zurückzubringen.
Mit der Rückkehr des David im Jahr 2025 wird die Orgel nicht nur klanglich, sondern auch künstlerisch und geistlich bereichert. Der Blick des Harfenspielers erinnert nun wieder an die tiefe Verbindung zwischen Musik und Spiritualität, die seit Jahrhunderten im Herzen der Basilika Steinfeld lebendig ist.